Wie aus Kindern Leute werden …
August 21, 2019
Wenn wir uns entscheiden, Kinder zu haben, dann ist es unser größtes Ziel, sie so gut wie möglich auf ein selbstbestimmtes, glückliches Leben vorzubereiten. Bis dahin ist es allerdings ein langer Weg, der sowohl den Eltern als auch den Kindern sehr viel abfordert. Nichtsdestotrotz ist dieser Weg alle Mühe wert und ich bin davon überzeugt, dass je mehr Kraft, Energie und Liebe wir Eltern investieren, desto größer wird die Belohnung durch unsere Kinder sein, die zu verantwortungsvollen, selbständigen und warmherzigen Erwachsenen heranreifen. Unsere Aufgabe als Eltern ist es, nicht den einfachen Weg zu gehen, sondern sich mit unseren Kindern und deren Befindlichkeiten immer und immer wieder auseinanderzusetzen und nicht aufzugeben. Wir müssen uns im Klaren darüber sein, welche Werte wir wie vermitteln wollen. Wir müssen uns unserer Vorbildfunktion, unserer Stärken und Schwächen bewusst sein, denn unsere Kinder sind unsere Spiegel. Kinder kommen vollkommen unverdorben, offen und neugierig auf die Welt, ohne berechnend zu sein oder Vorurteile zu haben. Wir prägen sie mit allem was wir tun und sagen und vor allem auch nicht tun und nicht sagen.
Mein Sohn und ich haben mitunter sehr lautstarke Diskussionen, die damit enden, dass wir wutentbrannt auseinandergehen. Manchmal fliessen Tränen, manchmal ist eine Zeit lang eiskalte Stimmung, manchmal macht sich in mir ein Gefühl der Rat- und Machtlosigkeit breit. Aber wir schaffen es immer wieder aufeinander zuzugehen und den Sachverhalt zu klären, uns in den Arm zu nehmen, sich zu entschuldigen (mal ich, mal er) und nochmal in Ruhe zu Ende zu diskutieren. Und das ist eines der wichtigsten Dinge für mich, die ich meinen Kindern beibringe – redet und hört niemals auf miteinander zu reden.
Haltet harte Diskussionen und Worte aus, nehmt nichts persönlich, vor allem, wenn Kinder in ihrer Wut und weil sie sich nicht besser zu helfen wissen, Dinge sagen, die sie nicht so meinen. Springt auch mal über euren Schatten und nehmt euer Kind in den Arm, auch wenn ihr noch wütend seid oder meint im Recht zu sein und sagt ihm, dass ihr es trotz allem lieb habt – ihr werdet sehen, das hilft enorm und trägt zur Klärung bei. Kinder müssen sich geliebt fühlen und wissen, dass ihre Eltern und ihr zu Hause immer der Ort sein wird, an dem sie so sein können, wie sie in dem Moment sind, an dem sie sicher und geborgen sind, an dem man sie immer willkommen heißt und wo sie lernen können.
Mein Sohn hat dadurch gelernt, zu diskutieren und seine Meinung zu vertreten, sich zu reflektieren, sich zu entschuldigen, mit schwierigen Emotionen umzugehen, sich besser kennenzulernen und vieles mehr. Und das Allerschönste war, als er letzte Woche zu mir kam und mir sagte, wie dankbar er für sein Leben ist, für all das, was er hat und schon erleben durfte und wie unendlich froh er darüber ist, dass ich seine Mom bin – und das mit elf Jahren. Ist das nicht schön?