Vergeben, nicht vergessen
Juni 05, 2019
Wie kann ich jemals jemandem verzeihen, der mich im tiefsten Inneren verletzt hat?
Das ist eine Frage, die sich bestimmt schon sehr viele von uns gestellt haben. Wir alle erfahren eine Vielzahl von emotionalen Verletzungen in unserem Leben, privat sowie im Beruf. Die schlimmsten erfolgen zumeist durch die Personen, die uns besonders nahestehen, denen wir vertrauen, die wir lieben oder geliebt haben. Und grade, weil sie uns so wichtig sind, schmerzt diese Verletzung besonders. Sie kann sogar so schlimm sein, dass sie uns förmlich auffrisst und uns jegliche Lebensenergie nimmt – das innere Licht erlischt, alles ist dunkel und fühlt sich taub an.
Diesem Gefühl kannst du allerdings entfliehen. Du kannst lernen zu verzeihen und inneren Frieden zu finden. Das kann sehr schnell gehen, oder aber viel Zeit in Anspruch nehmen. Das ist aber gar nicht wichtig. Viel entscheidender ist, dass es jedem gelingen kann!
Der Prozess der Vergebung ist zugleich schmerzhaft und erleichternd, denn wenn du den tiefsten Punkt des Schmerzes und der Enttäuschung durchschritten hast, musst du nicht mehr dorthin zurück, dann ist es geschafft! Ab diesem Punkt wird es nur noch besser, bis man sich innerlich friedvoll fühlt und vergeben kann. Natürlich ist die ursprüngliche Verletzung deswegen nicht vergessen, wahrscheinlich auch nicht zu entschuldigen, aber sie tut nicht mehr weh. Das Blatt wendet sich und es treten Situationen ein, mit denen du vorher nicht gerechnet hast.
Meine persönliche Erfahrung hat mir gezeigt, dass es möglich ist, mit der Person, die mich unendlich verletzt hat, zu lachen. Ich kann mit ihr auf eine andere, neue Art umgehen und das nur, weil ich mich dazu entschieden habe, mich der Verletzung voll und ganz zu stellen. So konnte ich endlich mit ihr abschließen.
Sich diesem Gefühl zu stellen und es in all seinen Facetten zu ergründen erfordert Mut, Kraft und den Willen, sich von ihm nicht länger kontrollieren zu lassen. Dabei darfst du dich durchaus auch bemitleiden und viele, viele Tränen vergießen. Du darfst wütend sein, schreien, sogar Hass empfinden, aber du solltest nie in der Opferrolle verharren. Stattdessen geht es darum, das Gefühl der Verletztheit zu verstehen, herauszufinden, was es mit dir macht, warum es das macht und was du Positives aus dieser Situation für dich mitnehmen kannst. Das Ziel ist, eine andere Perspektive auf die zurückliegende Verletzung und eine neue für die Zukunft zu entwickeln.
Verwandle deine Wunden in Weisheit. Was hast du aus deinen Verletzungen gelernt? Wohin und zu wem führten sie dich? Welche Stärken hast du entwickelt oder sind dir bewusst geworden? Wenn du an deinen Verletzungen wächst und daraus lernst, dann musst du nicht mehr das Opfer sein.
Wenn du bereit bist, dich auf den Weg zu deinem inneren Frieden zu machen, habe ich einen Rat für dich: Lass dich von jemandem begleiten, der dir zuhört und die richtigen Fragen stellt, der verständnisvoll und zugleich unerbittlich ist, um dich im richtigen Moment zu schubsen, aufzufangen, zu motivieren und dir das Licht am Ende des Tunnels aufzeigt.
„Es ist schön, jemanden an der Seite zu haben, der Dir die Sterne zeigt, wenn es rundherum stockdunkel ist“