Kleine Steine & Große Kreise
– Ein Gastbeitrag von Marie Perponcher –
Dezember 04, 2019
Manchmal fühlt man sich selbst so klein. So viele Herausforderungen, so viele Eindrücke, so viele Geschehnisse, und das nicht nur im eigenen Leben, sondern auch in dem Leben der Familie, der Freunde, der Stadt, des Landes, auf der ganzen Welt. Immer wieder werden wir mit Konflikten konfrontiert, an so vielen Enden und Ecken könnten wir mitarbeiten, um die Welt ein bisschen besser zu machen. Aber wo soll man nur beginnen?
Wie gerne würde ich etwas Bedeutungsvolles im Leben bewirken. Etwas, was wirklich etwas bewegt und die Welt verbessert. Oft denke ich hier im Großen – Wie kann ich die Schäden im Amazonas beheben? Wie kann ich das Leid der Tiere beenden? Wie kann ich Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen?
Da ich weder reich bin, wodurch ich Unmengen an Geld an entsprechende Institutionen spenden könnte, noch einen Beruf ausübe, der es mir ermöglicht, Lösungen für die Problematik des Klimawandels oder der Armut zu finden, komme ich ständig ins Grübeln und fühle mich zugleich überfordert und machtlos.
Wenn ich länger über die oben genannten Fragen nachdenke, komme ich immer wieder auf die Bildung zurück. Für mich persönlich ist die Bildung die Grundlage für die Lösung (fast) aller Probleme. Denn wenn wir nicht wissen, wie es richtig geht, können wir es letztendlich auch nicht richtig machen. Wenn wir unser Wissen nicht weitergeben, kann es nicht umgesetzt werden. Wer nicht weiß, dass Gewalt nur schadet, dass Abholzungen die Natur zerstören, dass Plastik zu großen Teilen in den Meeren landet, kann auch nichts dagegen unternehmen.
Also denke ich wieder groß – Ich könnte eine Schule gründen. Kindern in bildungsschwachen Ländern ermöglichen, selbst eine florierende Zukunft zu gestalten. Einfach dadurch, dass sie mit dem entsprechenden Wissen darüber heranwachsen. Doch bis ich das wirklich umsetzen kann, muss noch einiges geschehen. Und wieder fühle ich mich impotent. Ich möchte nicht noch einige Jahre warten, bis ich meine Ideen wirklich umsetzen kann. Ich möchte jetzt schon etwas tun. Ich möchte aktiv werden, im großen Stil, aber ich kann es noch nicht. „Nicht alle von uns können große Dinge tun…
… Aber wir können kleine Dinge mit großer Liebe tun!“ (Mutter Teresa) Dies ist mir an dem Tag bewusst geworden, an dem meine Hündin elf Welpen zur Welt gebracht hat. Ich adoptierte sie von der Straße, sie war schon seit Wochen allein in einer Stadt in Mexiko unterwegs. Später stellte sich heraus, dass sie trächtig war. Sie hatte nun ein Zuhause und konnte sich in Ruhe und gut genährt auf ihren Wurf vorbereiten. Auf der Straße hätten sehr wahrscheinlich weder sie noch einer ihrer elf Welpen überlebt. Habe ich so nicht ein bisschen dazu beigetragen, das Leid der Tiere zu vermindern?
Später zogen wir um, in ein kleines Häuschen mit einem kleinen Vorhof. Dieser war zunächst gepflastert, wir wollten aber unbedingt einen Garten haben. Also pflanzten wir an, pflegten den Baum vor dem Häuschen und den gesamten Garten mit Liebe und Stolz. Habe ich so nicht ein bisschen dazu beigetragen, dass die Lungen unserer Erde aufleben?
Und bezüglich der Bildung – zwar konnte ich noch keine Schule gründen, aber ich rede mit den Menschen. Ich teile mein Wissen mit den Kindern vor Ort, spreche mit Gleichaltrigen und erwachseneren Personen über aktuelle Themen der Welt. Wir tauschen Meinungen aus und lernen voneinander, jeden Tag.
Natürlich gibt es noch viel mehr zu tun, aber wenn jeder seinen Beitrag leistet, kommen wir alle gemeinsam voran. Es mag so scheinen, als wären die Dinge, die ich für eine bessere Welt tun möchte und bereits umsetze, noch sehr klein. Aber sie sind gefüllt mit Liebe und guten Intentionen. Die Liebe zu den kleinen Dingen bleibt nicht ungesehen – sie ist inspirierend, motivierend und ansteckend. Denn auch kleine Steine ziehen im Wasser große Kreise.